Adolf Eichmann oder die Banalität des Bösen – Eine szenische Lesung mit den Schauspielern Harald Schandry und Bernd Surholt von den Hannoverschen Kammerspielen
Am 5. Dezember 2016 setzte das Braunschweig-Kolleg den Veranstaltungszyklus zum Thema „Vertreibung, Flucht und Verbrechen“ fort. In einer szenischen Lesung „,Arzt hätt` ich nicht werden dürfen‘ – Die Eichmann-Protokolle“ präsentierten die Schauspieler Harald Schandry und Bernd Surholt von den Hannoverschen Kammerspielen Auszüge aus den Verhörprotokollen Adolf Eichmanns (1906-1962), der als Hauptorganisator der nationalsozialistischen Judenvernichtung 1960 aus Südamerika nach Israel entführt und dort nach einem Prozess zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Ohne Bühnenbild und Kostüme, bei gleichzeitigem Verzicht auf übertriebene Theatralik, konfrontierten die beiden Schauspieler das Publikum in der vollbesetzten Aula mit Textpassagen, die auf drastische Art und Weise verdeutlichten, mit welcher emotionslosen Nüchternheit Adolf Eichmann den grauenhaften Massenmord an den Juden zu organisieren versuchte und wie sehr er dabei nach äußerster Perfektion und Präzision strebte. Gleichzeitig entsetzte die Zuschauer sowohl die fehlende Empathie des Schreibtischtäters, der jedwedes Mitleid mit seinen Opfern vermissen ließ, als auch die Tatsache, dass er zu keiner Zeit von irgendwelchen Schuldgefühlen geplagt wurde. Das zurückhaltende Spiel von Schandry und Surholt, die vorrangig auf die Wirkung der Originaltexte aus den Verhörprotokollen vertrauten, trugen insbesondere dazu bei, die Banalität des Bösen zu verdeutlichen und ein erschüttertes Publikum zurückzulassen. In der anschließenden regen Diskussion offenbarten die beiden Schauspieler ein sehr profundes Wissen über Adolf Eichmann und dessen historischen Kontext und ließen mit ihren detaillierten Antworten und differenzierten Stellungnahmen sehr nachdenkliche Zuschauer zurück. Ein besonderer Dank gilt dem Förderverein des Braunschweig-Kollegs, der die Veranstaltung maßgeblich mitfinanzierte.