Axel Ranisch begeisterte mit „Nackt über Berlin“

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„Die Idioten in der […] Schule sind zwar immer noch in der Überzahl. Aber der Schulstoff fällt mir leichter, und außerdem gibt es Tai. Wir beide sind so was wie ´ne Variante von Dick und Doof.“

Am 11. September 2019 um 19 Uhr fand eine Autorenlesung mit Axel Ranisch aus seinem schrägen Debütroman „Nackt über Berlin“ in unserer Aula statt. Stefan Hallensleben moderierte die vom Raabe-Haus finanzierte Veranstaltung.

Der Roman handelt von Jannik und Tai, die von ihren Mitschülern Fetti und Fidschi genannt werden. Sie sind zwei relativ normale Sechzehnjährige. Bis sie eines Tages ihren sturzbetrunkenen Rektor Jens Lamprecht auf der Straße auflesen und in seiner eigenen Wohnung einsperren. Aus dem Scherz wird schnell eine Entführung. Tai genießt es, Gott zu spielen, und zwingt den Lehrer zu einem Seelenstriptease. Lamprecht ist bis dahin angesehener Direktor einer Berliner Schule; bis herauskommt, dass er mit seinem Verhalten den Selbstmord einer Schülerin ausgelöst hat. Die Situation gerät außer Kontrolle. Ein Höllentrip für Jannik, der sowieso mit seiner Verliebtheit zu Tai ringt. Er sieht sich zum Handeln gezwungen.

Axel Ranisch verstand es, in sehr kurzweiligen 90 Minuten sein Publikum zu begeistern. Die Passagen, die er – ganz Schauspieler – mimisch gekonnt und gestenreich vortrug, fesselten die Zuhörerinnen und Zuhörer, weil alltägliche Szenen durch die Brille eines jugendlichen Haupthelden präsentiert wurden, der eine sehr originelle Sicht auf seine Umgebung hat. Allseits akzeptierte Rituale unseres Zusammenlebens werden so hinterfragt, in ihrer ganzen Skurilität offengelegt und dem Spott preisgegeben. Meisterhaft versteht es der Autor Ranisch, ernste Themen in ein humorvolles Gewand zu kleiden. Dabei kommt er nicht angestrengt als Moralapostel daher, sondern gönnt seinen Leserinnen und Lesern die Entspanntheit des Augenzwinkerns zu genießen.

Auch in der sich anschließenden Diskussionsrunde offenbarte sich Axel Ranisch nicht nur als künstlerisches Multitalent, das alles (Schauspiel, Hörspiel, Schriftstellerei) lust- und freudbetont zu meistern versteht, sondern auch als jemand, der andere mit seiner lebensbejahenden und sehr humorvollen Art zu inspirieren versucht, sein eigenen Lebens kraft- und schwungvoll anzugehen. Auch und vor allem dann, wenn man wie Axel Ranisch in mancherlei Hinsicht nicht den Normen entsprach und entspricht.

 

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